Franz näherte sich dem Felsen
von Alverna. Da stand am Wege eine Eiche, die ihm sehr gut gefiel und er wollte
hier ein wenig rasten. Er legte sich in ihren Schatten und betrachtete sich die
Gegend:
Blick von der Vogelkapelle am Berg La Verna in das Arnotal, östliche Toskana
Da flogen von überall her ungezählte Vögel zu ihm und
ließen durch ihren Gesang und durch munteres Flügelschlagen erkennen, wie sehr
sie sich über seine Ankunft freuten. Sie umringten ihn, einige setzten sich auf
seinen Kopf, andere auf seine Schultern und Arme, einige auch in seinen Schoß
und viele zu seinen Füßen.
Als dies seine Begleiter sahen und sich darüber
wunderten, bemerkte Franz: "Ich glaube, liebe Brüder, dass es unserem
Herrn Jesus Christus wohl gefällt, dass wir uns auf diesen einsamen Berg
zurückziehen. Denn unsere Brüder und Schwestern, die Vögel, zeigen so viel
Freude über unsere Ankunft."
Kapelle der Vögel errichtet 1602 zur Erinnerung an die Begegnung von Franz mit den Vögeln
***
Franz sucht die Einsamkeit auf einem felsigen, dicht
bewaldeten Berg in der Toskana. Er ist unterwegs – äußerlich und innerlich.
Er hält inne, er ruht sich aus und betrachtet die Gegend – aufmerksam,
absichtslos, abererwartungsvoll für das, was der Augenblick ihm zeigen
wird. Er schaut, hört, fühlt …
In dieser Haltung nimmt er die Vögel wahr – und dabei
mehr: sie haben eine Botschaft für ihn. Indem er sich offen hält - nicht wo er
zielgerichtet sucht (also das Ziel schon kennt) - erschließt sich ihm sein weiterer
Weg:
„Hier bin ich willkommen - hier ist MEIN Ort -
um dem Geheimnis des Lebens zu begegnen.“
24. Mai 2007 ................................................................................... RG