*** Psalm 21 zu Ostern - Übertragung von Uwe Seidel
**** Zu Pfingsten: Was ist "geistliches" Leben?
Gedanken zur Passions- und Osternzeit
Am Gründonnerstag erinnert sich
die christliche Gemeinde in besonderer Weise an Jesu letzten Abschied von den Seinen.
Jesus wäscht seinen
Freunden die Füße und gibt ihnen damit ein Beispiel liebevoller Fürsorge.
Und
er segnet Brot und Wein zum Zeichen seiner Hingabe und der bleibenden Liebe
Gottes. Wir denken an diese Feier: Jesus nimmt Abschied von den Seinen – mit einer Rede und mit
dem Segen über Brot und Wein - er stiftet das Abendmahl.
Vorbereitung von
Brot und Kelch
Als die Jünger bei Tische saßen, ergriff Jesus das Wort:
„Ich weiß, was ihr jetzt denkt. Wie geht es
weiter? Bleiben wir auch für immer zusammen? Ihr sollt eines wissen: Ich
verlasse euch zwar. Aber dennoch bin ich in eurer Mitte. Ich bin bei euch, wenn
immer zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind. Ihr seid nicht verlassen
und allein.”
Er blickte auf das Brot und
den Wein und sagte: „Seht das Brot und den Wein. So wie ihr immer Brot und Wein
sehen, riechen, schmecken, essen und trinken könnt, jeden Tag neu, so will ich
immer unter euch bleiben.”
Brot
Dann nahm er - wie immer zu Beginn der Mahlzeit - das Brot
in die Hand und sprach das Dankgebet: „O Gott, du hast uns dieses einfache Brot geschenkt. Es ist
ein Teil Deiner guten Schöpfung, in der wir leben:
Gebildet aus den Ähren des
Korns auf dem Felde, gewachsen durch die Kraft der Sonne am Himmel und durch
den Saft des Wassers in der Erde. Für jeden ist es da, das einfache Brot. Wir
danken Dir, gütiger Gott.”
Jesus senkte seine Hände mit dem Brot. Er senkte seinen
Blick und schwieg. - Dann brach er das Brot in Stücke und gab es seinen
Jüngern. Sie nahmen es, und aßen, und schmeckten.
Jesus sprach weiter: „Dieses Brot, das ich vor euren Augen zerbrochen habe, soll
euch immer erinnern an mich, an meinen Leib. Und wenn ihr es teilt, so erinnert
es euch daran, dass ich mein Leben mit euch teilte. Ich habe euch geliebt und
mich ganz für euch hingegeben. So gebt auch ihr euch hin in Liebe. Denn seht, ihr seid
reich, meine Freunde. Ihr besitzt sehr viel: an Liebe, an Zuneigung, an kleinen
Freundlichkeiten, an einem Lächeln, an Lebensfreude. Verteilt das alles
untereinander. Verschenkt es einer dem anderen, so wie wir jetzt das Brot
verteilen. Und jeder, der nach Liebe hungert, soll gesättigt werden.”
Kelch und Wein
Nach dem Essen nahm Jesus den Kelch. Er sprach das
Dankgebet: „O Gott, von den Trauben des Weinstocks hast Du uns diesen
Wein geschenkt, eine freundliche Gabe Deiner guten Natur. Wenn wir jetzt mit
Zunge und Gaumen schmecken, wenn wir den süßen Duft riechen, dann freuen wir
uns. Wir danken Dir für diese kostbare Gabe.“
Und Jesus senkte den Kelch, gefüllt mit dem kostbaren Wein.
Er senkte den Blick und begann zu schweigen. - Dann sprach Jesus den Segen zum
Kelch:
„Trinkt alle diesen Kelch. So soll es sein. Und so wie ihr
den Kelch trinkt, so sollt ihr zusammengehören zu einer festen Gemeinschaft.
Einer ist für den anderen da. Wenn ihr den Wein trinkt, so erinnert euch, dass
ich euch liebte und mein Blut und Leben für euch hingegeben habe.“
Letzte Botschaft
Jesu sagte zum Abschluss:
„Dies ist meine letzte
Botschaft an euch. Es ist mein Testament am Tag vor meinem Tod.
Das nahrhafte Brot -
empfangt und verteilt es.
Der köstliche Wein -
empfangt und verteilt ihn.
Nehmt meine Liebe an und
verschenkt eure Liebe.
Das ist mein letzter Wunsch
für euch.”
Nach Prozess und Folter erleidet Jesus den Tod am Kreuz - am
Karfreitag denken
Christen in besonderer Weise daran.
Einen Tag nach dem Abendmahl wurde Jesus vor die Stadt
geführt und gekreuzigt. Zwei Verbrecher wurden neben ihm ans Kreuz gehängt. Er
ging seinen Weg in die Nacht.
Er schrie nach Gott und suchte seine Nähe. Sein Schrei war: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich
verlassen?” (Mk 15,34)
Er dachte an seine Gegner und setze sich für sie bei Gott
ein: "Vater, vergib ihnen; denn
sie wissen nicht, was sie tun!" (Lukas 23,34)
Er tröstete den Verbrecher an seiner Seite: „Amen.
Heute noch wirst Du mit mir im Paradies sein.“ (Lukas 23,43)
Er sorgte sich um seine Mutter und übergab sie in die Fürsorge
eines Jüngers:
"Frau,
siehe, das ist dein Sohn! - Siehe, das
ist deine Mutter!" (Johannes 19,26f)
Er vollendete sein Leben mit dem Ruf: "Es ist vollbracht" (Johannes
19,30) und legte sein Leben in Gottes Hände: „Vater, ich befehle meinen Geist
in deine Hände!” (Lk 23,46)
Die Jünger waren allein. Es war dunkel um sie her - vor
allem in ihnen. Sie liefen davon und versteckten sich - verstört, ängstlich,
unsicher.
Einige Frauen aber, die sehr aufmerksam auf Jesus geachtet
hatten, waren nicht beim Tod ihres Freundes geflohen, sie hielten ihm in seiner
schlimmsten Stunde die Treue.
Am Ostermorgen erleben Maria
Magdalena und Petrus, später auch andere Jünger und Jüngerinnen die Begegnung
mit dem Auferstandenen: Christus ist auferstanden, Leben erwacht, Friede kehrt
ein, Liebe bleibt - das feiert die Christenheit am Osterfest.
Am Osterabend machen zwei Jünger eine besondere Ostererfahrung, als
sie unterwegs auf dem Weg von Jerusalem
nach Emmaus sind.
Jesus erscheint den
Jüngern bei Emmaus
(Lukas 14,13-35; Übersetzung
von K. Berger und C. Nord)
Am selben Tage waren zwei
Jünger von Jerusalem unterwegs nach Emmaus, das etwa zwölf Kilometer entfernt
lag. Sie redeten miteinander über das, was mit Jesus in Jerusalem geschehen
war. Während sie erregt
aufeinander einredeten, gesellte sich Jesus zu ihnen und ging ein Stück mit
ihnen. Doch sie waren mit Blindheit geschlagen und erkannten ihn nicht. Er
fragte sie: “Was wälzt ihr denn da für Probleme auf eurer Wanderung?” Da blieben
sie ganz traurig stehen… (Und dann berichteten sie alles, was geschehen war)
Da sagte Jesus zu ihnen:
“Begreift ihr immer noch nichts? Glaubt doch einfach der Botschaft der
Propheten. Denn der Messias musste durch das Leiden hindurch in seine
Herrlichkeit eingehen.” Er zitierte Aussprüche von Mose und allen anderen
Propheten und machte ihnen klar, was in der ganzen Schrift über ihn steht.
Schließlich kamen sie am
Ziel ihres Weges in Emmaus an. Jesus tat so, als wollte er weitergehen. Doch
die Jünger drangen in ihn: “Bleib bei uns, es wird doch schon dunkel, der Tag
geht zur Neige.” Jesus ließ sich überreden und betrat mit ihnen die Herberge. Als er sich mit ihnen an der Tafel niedergelassen hatte, nahm er das Brot,
sprach das Segensgebet, teilte das Brot und gab es ihnen. Da gingen ihnen die
Augen auf, und sie erkannten ihn. Doch in dem Augenblick war er verschwunden.
Und sie sagten zueinander:
“Brannte nicht unser Herz, als er unterwegs mit uns sprach und uns die Schrift
erklärte?” Und unverzüglich machten sie sich auf und kehrten nach Jerusalem
zurück. Sie fanden die elf Apostel und ihre Freunde versammelt. Die erzählten
ihnen: “Der Herr ist wahrhaft auferstanden und Simon Petrus erschienen.” Da
berichteten die beiden Jünger, was ihnen unterwegs widerfahren war und wie sie
Jesus daran erkannt hatten, wie er das Brot teilte.
Erkenntnisse auf dem Weg
Hinter sich lassen die
zwei: Jerusalem, mit allem, was sie dort erlebten.
Sie sind traurig, enttäuscht,
aussichtslos.
Jetzt erleben sie: Begleitung auf ihrem Weg
- Jesus kommt zu ihnen
- er geht mit ihnen
- er steht ihnen zur Seite
- er ist da
- er hört zu
- sie können sich aussprechen
Und dann redet er zu ihnen:
- Jesus erklärt
- er führt sie zum Verstehen
- Sie erkennen Jesus nicht, sie haben noch keine Ein-Sicht!
- Aber sie wünschen sich, dass der Fremde bei ihnen bleibt
Einsichten beim Essen
Ein Wunder geschieht beim
Essen: Sie erkennen ihn am Brotbrechen.
Das Teilen des Brotes ist
der Ritus des Mahlbeginns:
Das “Brot brechen” ist das
Gebet zu Beginn der Mahlzeit und die dazugehörige Geste.
Was geschieht beim
Brot-Brechen:
- da ist ein Brot - es wird in viele Stücke geteilt
- an jeden wird ein Brotstück gegeben
- alle haben Anteil an dem gemeinsamen Brot
Was die Jünger in Emmaus
erleben – erlebten sie beim letzen Abendessen mit Jesus – das erleben Christen
heute bei jeder Feier des Abendmahls:
- der Gastgeber wird das Brot nehmen, dafür danken, es
teilen und geben - die Gäste empfangen Brot, nehmen es in sich auf, dabei
hören sie Jesu Stimme:
- Ich bin unter euch und in euch.
***
Ich wünsche Ihnen gesegnete Ostertage:
Gott bleibe mit Ihnen auf
dem Weg – durch die Nacht - zum Licht.
Rolf-Heinz Geissler
Lass die dunkle Nacht vorübergehen und den Tag aufstrahlen, der kein Ende nimmt.
Anton Rotzetter
Du,
Gottes
Sohn, der Menschen Bruder, kommst uns entgegen
aus
dem Tod zum Leben.
Du bist bei uns alle
Tage
und hilfst uns in
allen Zeiten:
Ein Mensch den
Menschen,
ein König den
Herrschenden.
Ein Leidender den
Kranken,
ein Träumender den
Hoffenden.
Die Unmündigen
berührst du
und sie tuen ihren
Mund auf gegen den Tod.
Wir rufen, und du
hilfst uns Tag und Nacht,
wir schreien und du
lässt uns nicht im Stich.
Deine Linke trifft
unsere Widersacher
und deine Rechte
rückt die Gottlosen zurecht.
Du,
steh auf unter den
Völkern.
Erhebe dich aus
deiner
Götterdämmerung
und beweise deine
Macht.
Du kommst uns
entgegen:
Ein Mensch den
Menschen,
ein König den
Herrschenden,
ein Leidender den
Kranken,
ein Träumender den
Hoffenden,
aus dem Tod zum
Leben.
Uwe
Seidel
(Hanns Dieter Hüsch, Uwe Seidel. Ich stehe unter Gottes Schutz: Psalmen
für Alletage. Düsseldorf: tvd-Verlag, 1997, 2.A., S. 4. Änderungen in der Anrede: RG.
Spiritualität ist heute in aller Munde, ein Modewort mit
unterschiedlichem Inhalt. Die Christenheit feiert an Pfingsten das Fest des „Heiligen
Geistes“ – den Beginn einer neuen, und sich immer wieder erneuernden „Spiritualität“.
Was ist „Spiritualität“?
Mich haben die Antworten von Anton Rotzetter, einem Kapuzinerpater und
geistlichen Lehrer in der Schweiz, in seinen „Briefen zur Spiritualität“
angesprochen. Ich zitiere aus seinem ersten Kapitel „Das Wort
>Spiritualität<“:
Bei der
"Spiritualität" geht es um den Geist, der mich bewegt.
Denn in diesem Wort steckt das lateinische "spiritus" (Geist). Es
kann keinen Zweifel geben, daß damit der Heilige Geist gemeint ist, der
Geist, der in Jesus war, der gute Geist Gottes. Dieser Geist möchte auch
in mir und in Dir zur Grundmelodie und zum Hauptmotiv des Lebens werden.“ (S.
12)
„Es geht also um die Prägungdes ganzen Lebens
durch den Heiligen Geist. Du darfst nichts ausklammern:
# weder Dein kritisches Fragen noch Deine unbewussten
Bedürfnisse, # weder Dein Inneres noch Deine Beziehungen, # weder Deine Gefühle noch Deinen Verstand, # weder Dein Bedürfnis nach Distanz noch Deine Sehnsucht
nach Nähe, # weder Deine Sexualität noch Deine Arbeit, # weder Deinen Umgang mit Geld noch Dein Bedürfnis,
Bedeutung zu haben und anerkannt zu werden, # weder Deine Freizeit noch Dein Engagement für Frieden und
Gerechtigkeit.
Alles soll zur Einheit werden, in allem eine Lebensform
deutlich werden, die unverkennbar christlich ist." (S.13)
Vielleicht kommen Dir einige Aussagen zu anspruchsvoll vor,
oder sie erscheinen Dir gar als Forderung (was nicht beabsichtigt ist!).
Vielleicht stehst Du an einer anderen Stelle Deines Suchens.
Deshalb füge ich einen Gedanken an, der mich leitet, wenn ich einmal sehr wenig
von einer „Prägung des ganzen Lebens…“ spüre: Jesus von Nazareth legt seinen Mitmenschen ans Herz, im
Alltag auf die Zeichen der Zeit zu achten, um das LEBEN zu entdecken:
"An dem Feigenbaum lernt ein
Gleichnis:
Wenn seine Zweige jetzt saftig werden
und Blätter treiben,
so wisst ihr,
dass der Sommer nahe ist."
(Matthäus 24,32)
Gott gibt sich in seiner Welt zu erkennen - wie der Sommer
in der Natur. Hierzu passt der Satz von Karl Rahner: „Der Alltag ist der Raum
des Glaubens“.
Daraus formuliere ich meinen Leitsatz für geistliches Leben:
Ich begebe mich auf die Suche nach Gottes Spuren im Alltag
Der Pfingstspaziergang kann dich solche Spuren entdecken lassen - in Mitteleuropa sind es nicht die Feigenbäume - aber andere Bäume und Sträucher können "Augen-Blicke" mit "geistlichen Ein-Sichten" eröffnen...
In dieser "Hin-Sicht" wünsche ich dir pflingstliche Erfahrungen!